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Liebesgedichte von Goethe

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) war als Lyriker für seine Zeitgenossen schwer einzuschätzen. Viele seiner Gedichte waren verstreut in verschiedenen Zeitschriften und Almanachen erschienen, sodass sich dem Lesepublikum kein zusammenhängendes Bild des Lyrikers Goethe ergab.

Erst mit einigem Abstand lässt sich konstatieren, dass Goethes Lyrik thematisch und formal stets innovativ war und den Versuch einer Neuerung darstellte.

Goethe und die Frauen

Goethe hat sich in seinem langen Leben von mehreren Frauen lyrisch inspirieren lassen. Mit Friederike Brion, Charlotte von Stein, Christiane Vulpius oder Ulrike von Levetzow seien hier nur die bekanntesten genannt. Im Anschluss an seine Italienreise veröffentlichte Goethe seinen ersten großen Gedichtzyklus, die Römischen Elegien (1788/90), der alle bis dato verbindlichen Gedichttraditionen durchbricht und dem Gefühl des individuellen Ich viel Raum gibt. In diesen Gedichten lebt die klassische Antike wieder auf. Die Hauptgestalt ist die junge Witwe Faustine, die für die Liebesidylle steht. Goethes Liebesgedichte sind immer auch erotische Texte. Neben der Liebe spielt die vitale Erotik eine wichtige Rolle. Der Dichter als Liebender ist ein Wanderer, der nach der Einheit mit der Geliebten im Gefühl der Liebe strebt. Die Liebe in der Elegie ist zumeist widersprüchlich, denn das Liebesbegehren lässt sich nicht mit der gesellschaftlichen Realität verbinden.

Der gefühlvolle Romantiker

Um Liebesbeziehungen geht es auch in Goethes „Sonetten“ von 1815, die bereits 1807 entstanden sind. Mit dieser lyrischen Gattung greift er die italienische Liebeslyrik der Renaissance auf und schreibt sehr kunstvolle Liebessonette nieder. Das zentrale Thema des Zyklus ist die Liebesleidenschaft, gegen die man nichts unternehmen kann. Goethe demonstriert in vielen Texten den Absolutheitsanspruch, den die Liebe über unser Leben beansprucht. Neben die Liebesthematik stellt Goethe die Dichtungsthematik und ergründet die Frage nach der Übereinstimmung von Form und Inhalt. Das ist eine Frage, die sich gerade bei einer Gattung wie dem Sonett fast zwangsläufig auftut. Das Sonett ist aus formaler Sicht eine sehr strenge Gattung. Goethe gelingt es, die Leidenschaft und das individuelle Gefühl in eine Spannung zur strengen Form zu setzen.